Sobr

<br>

Abhängige Personen, die dem Alkohol entsagt haben, empfinden oftmals große Scham und Reue über die im Rausch begangenen Aktionen. Süchtige verstricken sich häufig in ein Netz aus Lügen und fahrlässigen Taten, dessen Fülle ihnen erst nach dem Substanzmissbrauch bewusst wird – sie begeben sich beispielsweise in Situationen, in denen sie entgegen ihrem üblichen Charakter handeln oder gegen ihre Moral agieren.

<br>

Für das Videokunstwerk designten die Künstler Nils Höpken und Kevin Lüdke ein fiktives alkoholfreies Bier; die Ware wird vor allem durch ihr auffallendes, fast surreales Label gekennzeichnet. Die Aufnahmen geben wieder wie dieses Produkt an unterschiedlichsten, schwer erreichbaren Standorten im Berliner Stadtraum verteilt wird – Höpken und Lüdke wählten als Lokationen bewusst suchtvorbelastete Orte und soziale Brennpunkte.

<br>

Die Platzierung von leeren Flaschen im öffentlichen Raum ist fast schon ein integraler Teil des Großstadtbildes geworden. Im Gegenzug dazu ist die Verteilung von befüllten alkoholfreien Bieren ein soziales Experiment mit offenem Ende: werden Passant*innen versuchen, das Bier an sich zu nehmen? Wenn ja, begeben sich diese in potenziell lächerliche Situationen, um einen Mehrwert daraus zu schlagen? Wie werden die Passant*innen darauf reagieren, dass das Bier, gegensätzlich ihrer ursprünglichen Hoffnungen, zu keinem Rausch führen wird? Werden sie sich womöglich lächerlich vorkommen?

<br>

Um derartig zu handeln, muss eine Person nicht zwingend süchtig sein; das Trivialisieren, Rechtfertigen und Schönreden von Taten, die für oder unter Alkoholeinfluss begangen werden, beginnt schon weit bevor die Abhängigkeit es tut.

<br>

⟶ Nils Höpken

⟶ Kevin Lüdicke

<br>